Bericht über die Hauptsonderschau in Stemwede- Levern, 13. und 14. November 2021
Eingebettet in eine Reihe von Sonderschauen mit insgesamt fast 1200 Tieren fand die Hauptsonderschau der Langschanzüchter von 1895 in der Festhalle Levern statt. Schon klasse, mit welchem Engagement die Leverner Kollegen die aktuellen Herausforderungen unserer Zeit angenommen hatten und die Corona- und Vogelgrippe- Beschränkungen und Regelungen umsetzten, um diese wichtige Schau stattfinden zu lassen, Respekt!
Weil bereits im Vorjahr wegen der coronabedingten Schauabsagen keine Vergleichsmöglichkeit bestand, durch die zuchtstandsbezogen die Entwicklung der Rasse zwei Jahre nach dem Großereignis im Siegerring nachvollzogen und kommentiert, ja, bei Bedarf auch korrigiert werden konnte, waren Aussteller und Preisrichter gleichermaßen gespannt!
157 Langschan in allen Rassen und Farbenschlägen, die der Sonderverein betreut, sind ein ordentliches Meldeergebnis für eine Hauptsonderschau: nicht immer konnten in der Vergangenheit zwei Preisrichter mit der Bewertung der Croad-, Deutschen- und Zwerg-Croad-Langschan ausgelastet werden. Gleichzeitig wurden in der Ortsschau des RGZV Levern weitere 12 schwarze Zwerg-Croad-Langschan und eine Voliere präsentiert.
Croad-Langschan
4,8 schwarze Croad-Langschan wurden gezeigt, eine übliche Kollektionsgröße, und wie in den letzten Jahren, dominiert von der Spitzenzucht von Thomas Mittag, dessen Tieren allesamt Fehlerfreiheit bescheinigt werden konnte. Die mit der Höchstnote bewertete Henne setzte den Maßstab in ihren körperlichen Proportionen und der geschliffenen Ausrundung der einzigartigen lyraförmigen Rückenlinie. Massige, tiefe, breite Körperformen, kräftige, mittellange Schenkel und glanzreiches Gefieder zeigten die meisten Tiere in beiden Geschlechtern. Die breite, lackreiche Feder der Schwarzen setzt Maßstäbe! Keiner der Hähne zeigte in diesem Jahr die weichen, wegdrehenden Nebensicheln oder offene, sperrige Schwanzpartien, wie wir sie in Vorjahren durchaus kritisieren mußten. Geachtet werden muss allerdings auf die Schwingenhaltung. Die langen Federn erster Ordnung dürfen nicht dazu führen, dass die Schwingen nicht fest anliegend hoch getragen werden. Sattelpolster stören immer die Ausprägung der Lyraform, ebenso wie ein gewisses Schnüren im Sattelbereich, das den fließenden Übergang in die Schwanzpartie unterbricht. Eine gewisse Bürzelbreite ist Voraussetzung dafür, dass die Sattelfedern aufliegen können und den geschlossenen Übergang formen. Darauf sollte bei allen Langschanrassen geachtet werden. Wünsche nach mehr Markanz in der Lyraform, mehr Beständigkeit in der hohen und unbedingt mittigen Schwanzhaltung, betonteren Schenkeln, aber auch nach mehr Ordnung in den Steuern und insbesondere nach absolut korrekter Lage der oberen Schwanzdeckfedern mussten geäußert werden und führten zu entsprechender Abstufung. Eine geschlossene Bestrümpfung wird erwartet, idealerweise sind die Läufe bis zur Spitze der Außenzehen befiedert.
Ebenfalls 4,8 weiße Croad-Langschan waren von den drei aktiven SV-Züchtern gemeldet, leider blieben vier Käfige leer. Seitlich kippende Schwanzpartien entwerten. Für Tiere, die im Ausstellungskäfig den Eindruck schief getragener Schwanzpartien hervorrufen, muss sich viel Zeit genommen werden, um eine faire Bewertung durchzuführen. Häufig kippen die Tiere das Steuergefieder schützend weg von den Käfigwänden. Ein solches Verhalten kann nur durch Beobachten festgestellt werden. Eine unabhängig davon ständig schief getragene Schwanzhaltung lässt keine höhere Bewertung zu. Aus diesem Grund musste einer der weißen Hähne abgewertet werden, einem anderen musste die beschriebene Ausformung im Sattelbereich gewünscht werden.
Bei den weißen Hennen gab es einige Wünsche zur Federfestigkeit, besonders im Schwanzdeckgefieder. Körperlich erscheinen weiße Croad kleiner als die schwarzen. Meist täuscht das optisch. Zartere Tiere werden in aller Regel auf den ersten Blick an zarteren Läufen erkannt. Bei bestrümpften Rassen lässt sich in einem solchen Fall der Ring natürlich nicht so leicht abstreifen wie bei glattfüßigen, dennoch gab es diesbezüglich bei den weißen Hennen durchaus berechtigte Beanstandungen. Ein in allen Attributen mustergültiges Erscheinungsbild zeigte die herausragende V- Henne von Willi Elbers.
Auch wenn wir uns während der Tierbesprechung 2018 auf Zugeständnisse bei der Augenfarbe geeinigt haben, in einem Fall eine stark fleckige Augenfarbe bemängelt werden. Die anderen Tiere bewiesen ja, dass die Anforderungen im Allgemeinen erfüllt werden können.
3,1 blau- gesäumte zeigten deutlich, wie viel Zuchtarbeit noch geleistet werden muss, um zu den etablierten Farbenschlägen aufzuschließen. Unter Berücksichtigung der teilweise noch fehlenden Gefiederausreife zeigten die Hähne Defizite in der Ausformung der Oberlinien. Gabelnde Sicheln werten ab, und auch eine lose Flügelhaltung stört das Erscheinungsbild sehr. Farblich konnten keine hohen Ansprüche erfüllt werden, hier wurden echte Zugeständnisse gemacht. Hier ist dringend eine breitere Zuchtbasis erforderlich, wenn der Farbenschlag vorangebracht werden soll.
Die wäre allerdings auch den schwarzen und weißen zu wünschen! Natürlich ist es eine Herausforderung, eine solch wuchtige Rasse zu züchten. Nicht nur aufgrund der langen Entwicklungszeit bis zur vollständigen Ausreife, auch wegen des Platzbedarfs. Da haben es die beiden etablierten Farbenschläge schon schwer, bei den blau- gesäumten kommt immer noch die Besonderheit der Spalterbigkeit erschwerend hinzu.
Deutsche Langschan
Dasselbe gilt für die Deutschen Langschan. Immerhin verschafft Ihnen der Platz auf der Roten Liste vom Aussterben bedrohter Haustierrassen eine gewisse Aufmerksamkeit, die hilft, immer neue Bestände aufzubauen.
Insofern könnte man die Zahl von 7,15 schwarzen Deutschen Langschan von vier Ausstellern fast schon als enttäuschend bezeichnen. Qualitativ eine vorwiegend hochwertige Kollektion, die in der hochgestellten, massigen Körperform allgemein beeindruckte. Wenige Hähne durften eine noch etwas vollere Unterlinie entwickeln, die Forderung nach straffer, anliegender Flügelhaltung wurde in Einzelfällen gestellt. Bei einigen Deutschen Langschan- Hähnen in übrigens fast allen Farbenschlägen traten Ungleichmäßigkeiten in der Kehllappenlänge auf, die je nach Schwere bei der Bewertung im Wunsch- oder Mangelbereich kommentiert wurden. Bei den schwarzen jedenfalls fiel ein ansonsten erstklassiger Hahn eben wegen seiner auffallend ungleichmäßigen Kehllappen durch.
In puncto Grünlack gab es wenig auszusetzen, fast alle schwarzen Deutschen Langschan begeisterten in reinem, grünglänzend schwarzem, breiten und festem Gefieder. Sattschwarze Läufe und schwarzbraune Augenfarbe ohne jegliche Aufhellung dürfen vorausgesetzt werden, und, wenn wir die Kopfpunkte betrachten, auch leuchtend rote Gesichter. Bei den Kämmen scheinen wir wegzukommen von den vielen Zacken, die den Langschankopf, besonders der schwarzen und blau- gesäumten, so lange geprägt haben. Verhältnismäßig kleine, feste Kammblätter mit 5 bis 6 breit angesetzten Zacken wurden von allen schwarzen Deutschen Langschan gezeigt, eine gute Entwicklung, auch wenn in der Gleichmäßigkeit des Kammbildes bei den Hennen noch Wünsche aufkamen! Als gute Entwicklung darf man sicherlich auch betrachten, dass alle Deutschen Langschan, von einigen braunbrüstigen abgesehen, bereits zu diesem Zeitpunkt vor Mitte November die volle Schaureife aufwiesen – hatten wir doch schon oft bei Schauen selbst im Dezember feststellen müssen, dass viele Deutsche Langschan im Gefieder immer noch nicht wirklich fertig entwickelt waren. Vielleicht kommt uns auch hier die breiter gewordene Zuchtbasis zu Gute, die sicherlich der Vitalität Vorschub bringt. Eine zügige Entwicklung macht eine Rasse wirtschaftlich wertvoll, interessant mag in diesem Zusammenhang aber auch sein, dass der Züchter und Halter seine Tiere ganz einfach früher im attraktiven, vollen Federkleid erlebt und seine Freude daran hat.
In der Körperhaltung etwas waagerechter durften sich einige Hennen zeigen. Das hatte der Preisrichter mit dem Wunsch nach mehr Vorneigung beschrieben. Wenn die Brust breit, tief und voll wirkt, entsteht eine gewisse optische Vorwölbung. Derart proportionierte Hennen zeigen eher eine ansprechende Steigung in der Rückenlinie als solche mit leerer vorderer Unterlinie. Hennen wirken tatsächlich etwas vorgeneigt, wenn der Körper waagerecht gehalten wird. Wer sich vorn aufrichtet zeigt eine leere Unterlinie und eine flache Rückenlinie fast ohne Steigung. Damit kann der Langschantyp nicht verkörpert werden.
Die besondere Schwanzform der Deutschen Langschan führt dazu, dass die oberen Schwanzdeckfedern eine fast waagerechte Stellung einnehmen, die bei den meisten anderen Rassen sehr kritisch gesehen wird. Deshalb ist es besonders wichtig, dass die Lage aller Steuerfedern korrekt und keinesfalls horizontal ist. Unordnung in diesem markanten Gefieder muss immer beachtet werden und wurde entsprechend bei einigen Hennen auf der Bewertungskarte vermerkt.
Neben den 95er Hähnen von Bernd Schmidt und weiteren mit 94 Punkten bewerteten Hähnen zeigte insbesondere die 96er Henne von Wilfried Windhorst und die beiden 95er Hennen von Bernd Schmidt und Alfons Haller den hohen Zuchtstand der schwarzen sehr eindrucksvoll.
1,3 weiße Deutsche Langschan machten deutlich, wie schwer es dieser Farbenschlag tatsächlich hat. Schwierigkeiten in der teilweise fleckig blassen Lauffarbe, Wünsche in der Struktur der ohnehin weicheren Feder, aber auch in der Steuerfederlänge und –breite sind nichts Neues und mit dieser schmalen Zuchtbasis kaum zu beheben. Ein häufiges Manko bei den Hähnen, so auch beim hier vorgestellten, ist die schache Ausprägung der geraden Steigung: eine leicht hohlrunde Ausformung ist einfach untypisch und schließt vom „sg“ aus. Die im Vergleich zu den schwarzen meist gröberen Kopfpunkte bedingen immer wieder auch Wünsche nach geschlosseneren und zarteren Kehllappen. Sicherlich behindert der im Vergleich zu den schwarzen deutlich höhere Pflegeaufwand weißer Tiere dieses Kalibers, besonders auch beim Schaufertigmachen, eine größere Verbreitung der weißen Deutschen Langschan und auch deren Meldung zu Ausstellungen. Auch deshalb alle Achtung vor Altmeister Klaus Dorenburg, der es unter diesen Schwierigkeiten auch hier wieder geschafft hat, seine Hennen fehlerfrei zu präsentieren und mit der großartigen 95er Henne, der zu höherer Note noch etwas mehr Körperbreite gewünscht wurde, zeigte, dass auch in diesem Farbenschlag alle Möglichkeiten bestehen!
Beide Hähne der blaugesäumten präsentierten sich in einer Qualität und Schaukondition, an die ich mich so aus den vielen Jahren meiner Zuchtwarttätigkeit nicht erinnern kann! Nicht nur im körperlichen Profil mit hoher Stellung, waagerechter Körperhaltung und markanter, gerader Steigung, sondern auch mit einer Standbreite, die wir so oft in der Vergangenheit immer wieder einfordern mussten, begeisterten diese beiden Hähne von vornherein. Dazu mit einer völlig ausgereiften Befiederung und einem mustergültigen Farbbild und Kopfpunkten, wie man sie sich nur wünschen kann! Zwei Wünsche trennten beide Hähne von der Höchstnote: Der im gesamten Erscheinungsbild schönste Hahn durfte noch etwas kräftiger und größer erscheinen, vielleicht hatte er auch nur das Pech, zwischen dem größeren Hahn, dessen miiilimeterfeiner, aber beim genauen Hinsehen wahrnehmbarer Unterschied in der Kehllappenlänge die Höchstnote nicht zuließ, und einer äußerst kräftigen Henne gestanden zu haben. Wie auch immer, das ändert nichts an der Einschätzung, es hier mit absoluten Spitzentieren zu tun zu haben! Die kräftigste Henne erhielt die Höchstnote, sie begeisterte in allen körperlichen und farblichen Rassemerkmalen. Selbst das generell bei den blau- gesäumten Hennen weicher erscheinende Mantelgefieder wies bei dieser Henne eine eindeutige Festigkeit auf. Beide weiteren Hennen mussten sich in den Schatten dieses Spitzentrios von Wilfried Windhorst stellen und wurden wegen flacher Rückenlinie und Wünschen nach mehr Saummarkanz und harmonischerem Kammbild zurückgesetzt.
Dass vier Aussteller 9,19 braunbrüstige zum stärksten Farbenschlag der großen Langschanrassen bei einer Hauptsonderschau machen würden, zählt wohl zu den größten Überraschungen dieser Schau! Und auch das gezeigte Erscheinungsbild zeigt die enorme Entwicklung, die dieser Farbenschlag in den letzten Jahren genommen hat! Als Zuchtwart und langjähriger Züchter dieses Farbenschlags mit seinen Schwierigkeiten bestens vertraut, war ich sehr erfreut, diese Kollektion bewerten zu dürfen. Schon beim ersten Durchgang am frühen Morgen fielen mir herausragende Hähne und Hennen auf. Um es vorwegzunehmen: schlussendlich erreichten nur 15 von den 28 Tieren fehlerfreien Status und eine sg- oder hv- Bewertung.
Missbildungen in der Gefiederstruktur wie Spalt- oder Doppelfedern, aber auch nach außen verdrehte Steuerfedern kann man übersehen, ebenso ein deutlich verkrümmtes Brustbein. Wenn genügend Ansatzpunkte vorhanden sind, ein Tier durch die Feststellung von Wünschen oder Mängeln ohnehin auf die Plätze zu verweisen, ist die Erwähnung solcher groben Fehler „daily business“. Wenn aber die Feststellung eines einzigen solchen groben Fehlers ein Tier nicht nur von einer Spitzenbenotung trennt, sondern generell entwertet - und das gleich bei vier Tieren in einer solchen Kollektion - dann ist das eine Situation, in dem man sich als Preisrichter durchaus schonmal wünscht, einen Bewertungsauftrag nicht angenommen zu haben… Natürlich ist das keine Option, diese Dinge müssen ja angesprochen werden.
Alle braunbrüstigen Hähne wiesen dieselbe Masse und Standhöhe auf, die den etablierteren Farbenschlägen zu Eigen ist, hier dürfen inzwischen die gleichen Maßstäbe angesetzt werden. Auch in der Körperlänge und der Steigung der Rückenlinie haben die braunbrüstigen das gleiche Niveau erreicht. Eine derartige Markanz in der Steigung, wie sie der 95er Hahn von Astrid Prein zeigt, haben wir in der Vergangenheit wohl eher nicht gesehen! Die Kopfpunkte der braunbrüstigen dürfen sicherlich beachtet werden, sie erscheinen häufig gröber als in den anderen Farbenschlägen. Dass die Kammblätter trotzdem fest und die Kehllappen geschlossen gezeigt wurden, darf als Erfolg gesehen werden, da ist offensichtlich viel gute Zuchtarbeit geleistet worden! Im Farbbild dominierte ein sattes Goldbraun, nur ein Hahn durfte nicht mehr dunkler im Braunton sein, er erschien schon fast kastanienbraun, Brustsäumung ist in diesem Farbton kaum noch erkennbar. Möglicherweise muss an dieser Stelle auch einmal der Standardtext überarbeitet werden, in dem die Flügeldecken und der Rücken als dunkelrotbraun beschrieben werden. Mehreren Hähnen, besonders jenen im helleren Braunton mussten satter schwarze Federkiele im Brustgefieder gewünscht werden! Farbige Federkiele sind bei allen farblichen Abwandlungen der Birkenfarbe, wie braun- oder orangebrüstig es sind, unkorrekt. Je heller der Farbton, umso wahrscheinlicher das Auftreten dieses Fehlers, das zeigte sich auch an dieser umfangreichen Kollektion sehr deutlich. Neben der ständigen Herausforderung im Farbbild geht es auch darum, die sattschwarze Lauffarbe nicht aus den Augen zu verlieren und das Bauch- und Aftergefieder muss schwarz sein, jede graubraune Aufhellung ist fehlerhaft, wie übrigens auch die Ausdehnung von Säumung bis in das Bauch- oder Schenkelgefieder der Junghähne.
An dieser Stelle ein Wort zur Ausdehnung der namensgebenden Brustsäumung diese Farbenschlags: In der Beschreibung des Körperbaus im Standard wird nur zwischen Vorderhals und Brust unterschieden, der Kropf kommt in der entsprechenden Grafik nicht vor. Realistisch betrachtet, müssen wir zufrieden sein, wenn die Saumanlage den Vorderhals, und idealerweise auch wenigstens die obere Kropfpartie umfasst, eine gesäumte Brustpartie ist auch beim derzeit hohen Zuchtstand nicht zu erwarten.
Bei der Bewertung der Hennen bot das Vorhandensein der Säumung wenigstens am Vorderhals die Voraussetzung für eine sg- Bewertung. Der Wunsch nach mehr Säumung im Nackengefieder muss ernst genommen werden, es reicht nicht, wenn neben wenig Säumung am Vorderhals auch noch wenig Saumfarbe im Halsbehang vorhanden ist. Eine geschlossene Umsäumung des Schaftstriches wird, wie auch beim im Saumbild massgeblichen birkenfarbigen Farbenschlag anderer Rassen dabei keinesfalls erwartet, um das eindeutig klarzustellen. Sehr wenige Hennen zeigten eine fehlerhafte Ausdehnung der Saumanlagen bis ins Mantelgefieder, speziell im Rücken und auf den Flügeldecken. In aller Regel ist bei diesen Hennen die Ausdehnung des Brustsaums recht ordentlich, allerdings weisen die gesäumten Brustfedern auch entsprechend fehlerhafte farbliche Einlagerungen auf.
Die Säumung und deren Ausdehnung und Balance zu erreichen bleibt die größte Herausforderung bei den braunbrüstigen Deutschen Langschan, und auch wenn sich das beschriebene vielleicht sehr kritisch lesen mag, so muss eindeutig festgestellt werden, dass durch beständige Zuchtarbeit hier in den letzten Jahren sehr viel erreicht worden ist. Die lange Reihe in dieser Hauptsonderschau ermöglichte eine echte Einordnung der Tiere, und dass in allen Zuchten fehlerfreie Tiere vorhanden sind, ist eine der wichtigsten Erkenntnisse, die diese Hauptsonderschau bringen konnte.
In diesem Zusammenhang möchte ich noch ein Wort darüber verlieren, welche Bedeutung eine g- Bewertung (91/92 Punkte) hat: Wenn ein Mangel oder Fehler festgestellt wurde, kann ein Tier kein „sg“ mehr erhalten, erhält also einen Eintrag auf der Bewertungskarte in der entsprechenden Rubrik, und eine der beiden Punktzahlen. Dabei ist dem Preisrichter ziemlich frei überlassen, wann er 91 oder 92 Punkte vergibt. Ich selbst verfahre so: ein Tier, dem ich einen Fehler bescheinige, der bleibt, und sich nicht während der weiteren Entwicklung aufhebt, wie z.B. eine farbliche Abweichung, erhält 91 Punkte. Ein Tier, bei dem ich einen Fehler feststelle, bspw. fehlende Steuerfedern, erhält 92 Punkte, weil ja die Chance besteht, dass sich dieser momentane Fehler in wenigen Wochen im Lauf der weiteren Entwicklung korrigiert haben wird und nicht mehr vorhanden ist. Insofern kann ein Tier, das von mir derzeit mit 92 Punkten bewertet wurde, für den Einsatz in der Zucht durchaus genauso gut geeignet sein, als eines, das im sg- Bereich bewertet wurde.
Zwerg-Croad-Langschan
11,21 schwarze Zwerg-Croad von drei Ausstellern sind nicht zuviel, wenn man mit der Präsenz vergangener Jahre vergleicht. In Größe und Körperhaltung , aber auch in Hauptrassemerkmalen wie der Bestrümpfung und der lyraförmigen Ausformung der Oberlinien zeigte sich die Reihe im Großen und Ganzen recht ausgeglichen, wobei sich in der Hahnenklasse auf den ersten Eindruck keiner der ausgestellten Kerle so richtig für eine hohe Benotung aufdrängte. Sehr erfreulich in jedem Fall aber die Feststellung, dass keiner der Hähne den Größenrahmen sprengte. Keiner stieß mit dem Kamm oder mit dem Scheitelpunkt der Sicheln am Käfigdeckel an. Und erfreulich auch, dass keiner der Hähne übertrieben lange Läufe zeigte. Wer diesbezüglich noch auffiel, konnte im Wunschbereich angesprochen werden. Der Eindruck einer gewissen Wuchtigkeit entsteht ja nicht durch eine sehr hohe Stellung, sondern durch die proportional harmonische Drittelung in den erstens mittelhohen Stand, zweitens die große Rumpftiefe und drittens die hohe, lyraförmig ausgebildete Oberlinie. In puncto Rumpftiefe erschienen einige Hähne etwas schwächer, hier mussten Wünsche geäußert werden. Auch vollere Unterlinien mit deutlich mehr Brustvolumen hätten einigen Hähnen gut gestanden, sie wirkten einfach zu zart und konnten auch bei den sonstigen schön ausgeprägten Merkmalen keine hohen Punktzahlen erreichen. An der Festigkeit der Befiederung musste Kritik geübt werden: Besonders die Nebenbesichelung erschien bei einigen Hähnen sehr weich, so dass sie sich seitlich wegdrehte und teilweise nach vorn kippte. Straffes Sattelgefieder, das auf breitem Sattel eine Auflage findet und straffe, an den langen Steuerfedern anliegende Nebensicheln haben einen wesentlichen Anteil an der Ausbildung der Lyraform als Hauptrassemerkmal, Zugeständnisse sind hier nicht angebracht, offene, winkelnde Übergänge im Sattelbereich wurden angesprochen. Auch die vereinzelt gesenkte Flügelhaltung muss beachtet werden. Sicherlich haben wir es mit relativ langen Federn erster Ordnung zu tun, die Flügel müssen dennoch immer waagerecht angelegt werden, die Spitzen werden von den Sattelfedern bedeckt. Die Augenfarbe ist dunkel- bis schwarzbraun. Eine rötlichbraune Augenfarbe muss als zu hell angesehen werden. Hier dürfen wir nicht nachlassen, es gibt keinen Grund, das Erreichte durch Zugeständnisse zu verwässern. Das Fußwerk beschränkt sich auf die Außenseiten der Läufe, und reicht bestenfalls bis zur Spitze der Außenzehen. Jegliche Befiederung der Mittelzehen ist fehlerhaft und wird gestraft.
Bei den Hennen gab es echte Spitzentiere ( V und hv: Dieter Geisemeyer, V: Andreas Gardemann)! Derart harmonische körperliche Proportionen, wie sie diese drei Zwerg-Croad- Damen zeigten, nicht nur im Profil, sondern auch in der Körperbreite, speziell im Sattelbereich, boten eine echte Orientierung zur Taxierung der Kollektion.
Spitzer Abschluss, Sattelpolster und langer Körper waren die Kritikpunkte an den Hennen, die kein sg erreichen konnten, zwei mussten wegen Kehllappenquerfalten aussortiert werden, an diesem Punkt sollten auch durchaus mal die Kehllappeninnenseiten beachtet werden! Bei einer Henne, wie auch bei einem der schwarzen Hähne, war beiderseits die jeweils dritte Handschwinge als Doppelfeder ausgebildet. So etwas muss unbedingt beachtet werden, damit es sich nicht in unsere Zuchten einschleicht. Die untenliegenden Federn waren so gut abgedeckt, dass man das leicht übersehen konnte! Die gleichen Ansprüche wie bei den Hähnen an Merkmale wie die Augenfarbe oder die Laufbefiederung mussten auch bei den Hennen gelten und führten folgerichtig auch hier zur Abstufung. Speziell bei den Hennen wird ein unmittelbar unter dem Schnabel nach außen gewölbter Kehllappenansatz gern übersehen. Dem sollte mehr Beachtung geschenkt werden, speziell um bei der Hahnennachzucht wieder zu früherem Niveau zu kommen. Bei den Hähnen, wo die Ausbildung glatter Kehllappenansätze und geschlossener, paralleler Kehllappenfronten viel deutlicher sichtbar ist, wurden schon wesentlich höhere Ansprüche erfüllt, da haben wir nachgelassen! Vielleicht liegt der Schlüssel dazu bei den Zuchthennen!?
2,5 weiße Zwerg-Croad-Langschan waren qualitativ weit entfernt vom Auftritt der Weißen im Siegerring. Sie gefielen überwiegend in den körperlichen Proportionen, der Größe und der freien Stellung, auch die schieferblaue Lauffarbe und die dunkle Augenfarbe wurde von allen ausgestellten Tieren gezeigt. Im Mantelgefieder mussten sie jedoch deutlich reiner Weiß erscheinen und in den Steuern erschienen einige Hennen sehr kurz. Damit erfüllten sie nicht die Anforderung, dass die Steuern auf Kopfhöhe enden und somit die lyraförmige Oberlinie dargestellt wird, generell durften die Oberlinien ausgeformter sein.
Für eine weitere Überraschung sorgten 9,22 blau- gesäumte von vier Ausstellern: Dass sich die meisten Aussteller mit blau- gesäumten beschäftigen, wenn in einer Rasse auch der schwarze und weiße Farbenschlag vorhanden ist, ist durchaus ungewöhnlich. Liegt das möglicherweise an der Dominanz der schwarzen und weißen Spitzenzuchten? Egal, es ist immer gut, wenn die seltenen Farbenschläge einen solchen Auftrieb erfahren, dann kann viel besser differenziert werden. Keine leichte Aufgabe für den Preisrichter, bei der vorgestellten Bandbreite das richtige Maß zu finden!
Insgesamt gefielen die Hähne im richtigen Größenrahmen mit freier, mittelhoher Stellung und vorwiegend vollen Unterlinien! Nur wenigen wurde eine schärfere Ausformung der Rückenlinie gewünscht. Die schieferblaue Lauffarbe sowie die dunkelbraune Augenfarbe gaben keinerlei Anlass zur Kritik, auch die Fußbefiederung war, bis auf eine Ausnahme, tadellos! Wie auch bei den schwarzen muss bei diesem Farbenschlag auf fest anliegend getragene Flügel geachtet werden. Im Farbbild erschienen manche Hähne sehr dunkel, ihnen fehlte es entsprechend auch an Saummarkanz. Auch bei den blau- gesäumten gibt die Kehllappenstruktur mit faltigen, taschenartigen Ansätzen und deutlichen Querfalten an den Innenseiten Anlass zur züchterischen Aufmerksamkeit. Die beiden mit „hv“ bewerteten Hähne von Dieter Geisemeyer boten in dieser Kollektion die Orientierung!
Bei den Hennen ein ganz anderes Bild: nur knapp die Hälfte konnten als fehlerfrei durchgehen, allen voran die mit 96 Punkten bewertete Henne von Lothar Senf, die nur zeitweise im Steuer etwas höher tragen sollte und figürlich und farblich die Messlatte auflegte. Die Hennen erschienen bereits in der Grundfarbe sehr unterschiedlich, einige auch ungleichmäßig. Auch manche Henne war schon sehr dunkel im Grundfarbton. Die Säumung ließ in ihrer Ausprägung bei einigen Hennen deutlich Wünsche offen. Es war zu erwarten, dass in den farblichen Rassemerkmalen eine Abstufung vorgenommen werden würde. Umso überraschender, dass in körperlichen Merkmalen in diesem Farbenschlag wesentliche Kritikpunkte auftraten, die wir so bei den anderen Farbenschlägen nicht feststellen konnten: Enge, x-beinige Stellung, beiderseitige Sporenbildung, tiefe Stellung ohne Sichtbarkeit der Schenkel und eine ständig schiefe Schwanzhaltung führten zur Abwertung, Wünsche in der Ausprägung der Lyraform, bedingt einerseits durch zu lange Oberlinie, andererseits durch zu starkes Anziehen des Steuergefieders, aber auch Wünsche nach dem korrekten Ausmaß der Bestrümpfung, oder der Ausreife und Ordnung im Steuergefieder führten zur weiteren Abstufung. Auch die Kammbilder konnten im Wesentlichen nicht an das Niveau der schwarzen Zwerg-Croad heranreichen.
Insgesamt bot diese Hauptsonderschau eine vortreffliche Vergleichsmöglichkeit für unsere Rassen. Die Atmosphäre einer kleinen Schau im „familiären“ Rahmen ermöglicht bei günstigen Konditionen, auch mal das eine oder andere Tier mehr auszustellen, als bei den teuren Großschauen. Auch eine Tierbesprechung ist bei einer solchen Schau viel effektiver durchführbar. Die Schau hat gezeigt, dass es nicht mehr so einfach ist, die seltenen Farbenschläge zu definieren, offensichtlich scheint aber, dass wir uns unbedingt um den Fortbestand der weißen Deutschen Langschan kümmern müssen, und auch die weißen Zwerg-Croad-Langschan brauchen züchterischen Zuspruch, ebenso wie die Croad-Langschan generell!
Wer mehr über diese großartigen Rassen erfahren möchte findet Wissenswertes und Kontaktdaten auf der Homepage des Sondervereins der Langschanzüchter von 1895: www.sv-langschan.de!